Ja, also die Aussicht, dass Lola nicht sprechen lernen wird (was im Falle einer Apraxie möglich wäre), hat mich doch einigermaßen aus meinem Dornröschen-Therapie-Schlaf gerissen. Dann muss ich halt wieder ran, bei allem Vertrauen, was Lolas Neugier und Eigenantrieb angeht. Um selber und automatisch sprechen zu lernen, scheint ihr wohl irgendetwas zu fehlen. Sei es die Zweisprachigkeit, sei es irgendeine Verarbeitungsstörung, lass sie uns Apraxie nennen oder etwas anderes. Und wenn ich will, und das will ich verdammt noch mal, dass sie mal richtig sprechen lernt, muss wohl ein intensiveres und regelmäßiges Sprachtraining her. Nicht nur einmal die Woche bei der Logopädie, sondern täglich bei uns zu Hause.
Fakt ist, dass Lola bis jetzt an richtigen Worten eigentlich nur Eigennamen spricht: Mama, Papa, Lola, Greta und Oma. Ansonsten eher so Sachen wie WaWa (Hund), Ma (Katze), Bu (Buch), Pape (Puppe), Pipi (aber mit geschlossenem i), Dal (Schal), Tu (Tuch und Stuhl). Und auf diesem Stand ist sie gefühlt seit etwa 2.5 Jahren (ich übertreibe etwas...). Neu ist Mäh (Schaf), Aoa (Schokoladeneis) oder Oo (für etwas außergewöhnliches). Ja oder Nein existieren immer noch nicht in ihrem Wortschatz. Für alles weitere verwendet sie Gebärden, die sie zu 2-3 Wort-Sätzen kombiniert und mit deren Hilfe sie schon Dinge ausdrücken kann wie Angst, tot, Arzt, um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu kann Lola eigentlich fast alle Einzellaute aussprechen, kennt und gebärdet die dazugehörigen Lautgebärden (Kieler Lautgebärden) und kann sie teilweise auf Buchstabenkarten auch erkennen.
Seit einer guten Woche hab ich nun ein spezielles Lola-Sprachtraining zu Hause begonnen. Eine Mischung aus dem, was die Logopädin macht, was ich vor etwa 2 Jahren über Frühes Lesen gelernt habe und was mir und Lola gerade Spaß macht. Und das sieht so aus:
Ich habe 8 Worte ausgesucht, die wir uns nun jeden Tag vorknöpfen. Die ich jetzt so lange zu Hause mit ihr übe, bis sie sie sprechen kann. Und das wären gerade Ball, Auto, Teller, Buch, rot, Kuh, Baum und Eis. Wir nehmen erstmal 4 Guk-Wortkarten und lesen sie gemeinsam, unterstützt durch Lautgebärden. Lola imitiert die Laut-Gebärden super, und die Laute auch immer besser. Dann zeig ich ihr die passenden vier Bildkarten dazu und sie muss sie den Wortkarten zuordnen. Meist erinnert sie sich super an die richtigen Wortkarten und legt sie richtig drauf, wahrscheinlich aber eher wie beim Memory, als dass sie die Worte wirklich erkennt. Aber manche erkennt sie langsam auch von sich aus. Eigentlich müsste man ja Wortkarten den Wortkarten zuordnen, aber dass findet Lola so langweilig, dass sie meist viel zu schnell die Lust verliert. Drum machen wir es grad so.
Wenn sie alle 8 Wortkarten auf diese Art und Weise "gelesen" und die Bildkarten zugeordnet hat, nehmen wir die Bildkarten und legen sie alle verkehrt herum auf den Tisch. Und überlegen uns eine Karte, die wir gemeinsam "rufen". Ich frag Lola, "welche Karten wollen wir suchen?" Lola sagt oder gebärdet dann eine der 8 Karten (meistens allerdings immer nur Ball oder Auto) und wir rufen ganz laut: "BALL, WO bist du?" Und weil das laute rufen so aufregend ist, macht sie ziemlich gut mit. Dann darf jeder abwechselnd eine Karte umdrehen und wer die gesuchte Karte findet, darf sie behalten und die nächste Karte ausdenken, die wir rufen wollen. Usw. bis wir alle 8 Karten gefunden haben.Klappt super und sie macht jeden Tag echt hervorragend mit (wovon in den letzten zwei Jahren bei solchen Spielen leider keine Rede sein konnte...).
Nach sechs Tagen "Training" sagt sie mittlerweile perfekt BALL, TELLA (ein bisschen verschlossen noch), TO (für Auto, vorher war es nur Brm), BA und dann gebärdetes M (für Baum) und CH-BU (für Buch, leider verkehrt herum), Muh (für Kuh, wobei sie das K gebärdet), rot und Eis gebärdet sie nach wie vor komplett.
Also nach nur sechs Tagen hat sie auszusprechen gelernt: Ball und Teller!!!! Und sie verwendet die Worte auch an allen möglichen richtigen Stellen im Alltag. Und vor einer Woche hat sie eigentlich nur Gebärden dafür verwendet. Wahnsinn!!! Ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, sie endlich diese Worte sprechen zu hören! Und das bei nur 15 Minuten am Tag. Warum hab ich das nicht schon längst einfach konsequent durch gezogen? Naja, besser spät als nie... Hoffen wir, dass ich es durchhalte.
Dienstag, 29. Mai 2012
Montag, 28. Mai 2012
Immer happy sunshine?
Ich bin schon lange überzeugt von der Kraft sich selbst erfüllender Prophezeiungen. Von der Macht der Gedanken, positiver wie negativer. Und da wir ja alle im Grunde Interesse am maximalen Wohlbefinden haben, versuche ich möglichst nur die kraftvollen, energiespendenden Gedanken zuzulassen. Den Dingen immer auch eine positive Seite abzugewinnen, eine Lernaufgabe, oder wenn es gar nicht mehr anders geht, eine Herausforderung, auch an den widrigsten Umständen zu wachsen.
Meist gelingt es mir ganz gut. So dass ich Energie habe, Spaß am Leben, Kraft für die Arbeit, für die Kinder, für die Familie. Lust auf Neues, auf Projekte, Ausflüge. Kraft, auch mit unvorhergesehenen Neuigkeiten gut umzugehen. Und mit den kleinen täglichen Herausforderungen, den Launen und Bedürfnissen der Kinder. Mit Gretas Drang, mir die Welt zu erklären. Und Lolas wild gestikulierten Erklärungsversuchen, die ich immer noch nicht verstehe. Flexibel auf alles und jeden zu reagieren. Nicht gleich den Mut verliere... Immer geduldig, fürsorglich, sanftmütig...
Und doch irgendwann und irgendwie sind diese Kraft- und Energiereserven erschöpft. Mir ist einfach nur nach Weinen und Jammern zumute, und ich würde es am liebsten auch den ganzen Tag tun. Und wünschte mir, dass irgendjemand mich dabei halten würde und sagen würde: lass gut sein, ich kümmer mich um dein Leben. Ich mach das schon. Mach Du mal ne Pause, ruh dich aus und lass deine Seele baumeln...
Aber wir stehen in vorderstes Front. Ohne Aussicht auf Vertretung. Bezahlter Erziehungsurlaub? Also ich meine, Urlaub von der Erziehung... Keine Chance!
Da muss ich denken an diese Studie. Hab nur davon gehört, irgendwo. Keine Ahnung mehr, wo... Dass wenn man Eltern jede Stunde fragt, wie sie sich fühlen, sie eigentlich ständig belastet bis überbelastet angeben. Aber wenn man sie ganz allgemein über ihre Lebenszufriedenheit befragt, sie trotzdem im Schnitt zufriedener sind mit ihrem Leben als vergleichbare kinderlose Menschen. Das heißt, trotzt momentaner Stress-Gefühle, die die Kinder einem bescheren, machen sie langfristiger glücklicher.
Dumm nur, dass es manchmal so schwer fällt, das momentane Gefühl der hoffnungslosen Überbelastung "loszulassen" und den darunter liegenden Kuschelteppich des Elternglücks freizugeben...
Meist gelingt es mir ganz gut. So dass ich Energie habe, Spaß am Leben, Kraft für die Arbeit, für die Kinder, für die Familie. Lust auf Neues, auf Projekte, Ausflüge. Kraft, auch mit unvorhergesehenen Neuigkeiten gut umzugehen. Und mit den kleinen täglichen Herausforderungen, den Launen und Bedürfnissen der Kinder. Mit Gretas Drang, mir die Welt zu erklären. Und Lolas wild gestikulierten Erklärungsversuchen, die ich immer noch nicht verstehe. Flexibel auf alles und jeden zu reagieren. Nicht gleich den Mut verliere... Immer geduldig, fürsorglich, sanftmütig...
Und doch irgendwann und irgendwie sind diese Kraft- und Energiereserven erschöpft. Mir ist einfach nur nach Weinen und Jammern zumute, und ich würde es am liebsten auch den ganzen Tag tun. Und wünschte mir, dass irgendjemand mich dabei halten würde und sagen würde: lass gut sein, ich kümmer mich um dein Leben. Ich mach das schon. Mach Du mal ne Pause, ruh dich aus und lass deine Seele baumeln...
Aber wir stehen in vorderstes Front. Ohne Aussicht auf Vertretung. Bezahlter Erziehungsurlaub? Also ich meine, Urlaub von der Erziehung... Keine Chance!
Da muss ich denken an diese Studie. Hab nur davon gehört, irgendwo. Keine Ahnung mehr, wo... Dass wenn man Eltern jede Stunde fragt, wie sie sich fühlen, sie eigentlich ständig belastet bis überbelastet angeben. Aber wenn man sie ganz allgemein über ihre Lebenszufriedenheit befragt, sie trotzdem im Schnitt zufriedener sind mit ihrem Leben als vergleichbare kinderlose Menschen. Das heißt, trotzt momentaner Stress-Gefühle, die die Kinder einem bescheren, machen sie langfristiger glücklicher.
Dumm nur, dass es manchmal so schwer fällt, das momentane Gefühl der hoffnungslosen Überbelastung "loszulassen" und den darunter liegenden Kuschelteppich des Elternglücks freizugeben...
Sonntag, 27. Mai 2012
Freitag, 25. Mai 2012
Diese Technik..
Ich bewundere alle, die es schaffen, dass ganz alleine immer so schön anzupassen. Wie geht das nur? Ich lasse es jetzt einfach so, bin zu müde, daran noch was zu ändern.
Jajajaja...Wenigstens noch ein paar Fotos, wenn auch ein paar Monate alt, von unser Kritzekratzemeisterin.
Montag, 21. Mai 2012
Hat Lola eine Apraxie?
Letzte Woche meinte unsere Logopädin zu uns, dass sie, was Lolas Sprache angeht, in letzter Zeit zunehmend Bauchschmerzen habe. Es könne sein - wohlgemerkt, dass sei nur eine Vermutung, dass Lola eine Sprech-Apraxie habe. Ihr Gesichtsausdruck dabei vermittelt mir den sofortigen Eindruck, dass das nichts Gutes sein kann. Und ich bekomme sofort ein Beklemmungsgefühl in der Brust, wie ich schon lange keines mehr hatte. Was soll das heißen? Was bedeutet diese Diagnose, wenn sie denn stimmt? Dass Lola niemals sprechen lernt? Die Logopädin meint, sie hatte schon einmal ein Kind, das so sprach wie Lola, bzw. dieselben Schwierigkeiten zeigte. Sie ist jetzt 9 und spricht immer noch nicht. Nutzt nun aber einen Sprachcomputer. Schock!!!
Zu Hause hab ich erst mal wie wild recherchiert. Bin über deutsche und amerikanische Apraxia-Kids Seiten gejagt. Typisch seien starke motorische Probleme bei der Artikulation, Schwierigkeiten, aus Einzellauten Lautverbindungen oder gar Worte zu bilden, Lautvertauschungen, Vergessen einmal gekonnter Silben und Worte, ein großer rezeptiver Wortschatz im Verhältnis zu einem sehr kleinen expressivem Wortschatz. Vieles mehr, was ich von Lola gut kenne. Die alle Einzellaute kennt, sogar "lesen" bzw. auf Buchstabenkarten erkennen kann, aber nur selten zusammen bekommt. Die von sich aus keine eigenen Worte bildet. Keine Wortmelodie imitiert, immer nur die gleichen Lautserien. Hat sie vielleicht wirklich so eine Sprach-Apraxie? Das würde so manches erklären.
Denn ihr Verständnis ist sehr gut. Kognitiv scheint sie keine Probleme zu haben. Sie kennt und versteht unglaubliche viele Worte, sowohl in spanisch als auch in Deutsch. Und verfügt über einen sehr guten aktiven Gebärdenwortschatz. Den sie einsetzt, um über ihre Erlebnisse, ihre Wünsche und Ängste zu berichten. Zum Beispiel dass da im Baum letzten Sommer Jungs saßen und Indianer gespielt haben. Oder dass sie abends Angst hat, ins Bett zu gehen, weil da ein Tiger in ihrem Bett sitzt. Oder, dass sie ihre Schuhe nicht alleine anziehen kann, weil sie noch sooo klein ist.
Ihr aktiver Sprachwortschatz hingegen besteht aus: Lola, Greta, Mama, Papa, Pan (span: Brot) und agua (span: Wasser). Alles andere sind nur Wortannäherungen...
Tja, was ist denn nun angesagt? Nun fürchte ich, dass nun doch zu Hause eine intensive Sprachtherapie angesagt ist. Wo ich doch gar keine Lust hatte auf häusliche Förderung... Von Zeit und Energie erst gar nicht zu reden... Aber Lola ohne Sprache, mit Sprachcomputer kommt mir gar nicht in die Kiste. Ich werde berichten....
Zu Hause hab ich erst mal wie wild recherchiert. Bin über deutsche und amerikanische Apraxia-Kids Seiten gejagt. Typisch seien starke motorische Probleme bei der Artikulation, Schwierigkeiten, aus Einzellauten Lautverbindungen oder gar Worte zu bilden, Lautvertauschungen, Vergessen einmal gekonnter Silben und Worte, ein großer rezeptiver Wortschatz im Verhältnis zu einem sehr kleinen expressivem Wortschatz. Vieles mehr, was ich von Lola gut kenne. Die alle Einzellaute kennt, sogar "lesen" bzw. auf Buchstabenkarten erkennen kann, aber nur selten zusammen bekommt. Die von sich aus keine eigenen Worte bildet. Keine Wortmelodie imitiert, immer nur die gleichen Lautserien. Hat sie vielleicht wirklich so eine Sprach-Apraxie? Das würde so manches erklären.
Denn ihr Verständnis ist sehr gut. Kognitiv scheint sie keine Probleme zu haben. Sie kennt und versteht unglaubliche viele Worte, sowohl in spanisch als auch in Deutsch. Und verfügt über einen sehr guten aktiven Gebärdenwortschatz. Den sie einsetzt, um über ihre Erlebnisse, ihre Wünsche und Ängste zu berichten. Zum Beispiel dass da im Baum letzten Sommer Jungs saßen und Indianer gespielt haben. Oder dass sie abends Angst hat, ins Bett zu gehen, weil da ein Tiger in ihrem Bett sitzt. Oder, dass sie ihre Schuhe nicht alleine anziehen kann, weil sie noch sooo klein ist.
Ihr aktiver Sprachwortschatz hingegen besteht aus: Lola, Greta, Mama, Papa, Pan (span: Brot) und agua (span: Wasser). Alles andere sind nur Wortannäherungen...
Tja, was ist denn nun angesagt? Nun fürchte ich, dass nun doch zu Hause eine intensive Sprachtherapie angesagt ist. Wo ich doch gar keine Lust hatte auf häusliche Förderung... Von Zeit und Energie erst gar nicht zu reden... Aber Lola ohne Sprache, mit Sprachcomputer kommt mir gar nicht in die Kiste. Ich werde berichten....
Lola rocks
Lola ist im letzten Jahr zu einem richtigen eigenständigen kleinen Mädchen herangewachsen. Die weiß, was sie will. Sie kann sich komplett alleine an- und ausziehen. Wohlgemerkt, wenn sie will. Und vor allem, was sie will. Dann geht es aber ganz besonder schnell!!!
Sie liebt es aber auch, sich schick anzuziehen. Egal ob die Sachen zu klein sind oder gar Greta gehören, sie besteht auf ganz bestimmten Klamotten, die sie mehr oder weniger eigenwillig kombiniert. Und wenn sie sich einmal für etwas entscheiden hat, kann man sie nur unter Tränen noch davon abbringen...
Nachdem ich mich ja nun jahrelang gefragt hatte, ob sie jemals krabbeln oder laufen wird - als sie mit 2.5 Jahren immer noch nicht lief - läuft und tanzt und klettert und rennt sie mittlerweile ganz sicher und mit großer Begeisterung. Hier zum Beispiel beim Stopptanzen zu Gretas Geburtstag.
Sie hat im Kindergarten unglaublich viel, was das soziale Miteinander angeht, gelernt. Macht Gruppenspiele mit, hält sich an Spielregeln...
...und will natürlich immer genau das machen, was alle anderen machen... und genau dort sein.
Vor allem aber malt sie mit großer Begeisterung. Blätterweise, stundenlang, mit hoher Konzentration und Ausdauer und - wie ich finde - einigem Geschick. So dass sie mittlerweile auch in Gretas Malkurs mitkommt, der zwar für größere Kinder ist, aber sie wollte unbedingt. Sie malt zwar oft andere Sachen, oder schneidet gerade mit großer Begeisterung mit der Schwere, aber immerhin ist sie fast eine Stunde konzentriert dabei.
Tja, und das alles, obwohl ich sie in letzter Zeit wirklich sehr wenig zu Hause "gefördert" habe. Sie macht einfach alles mit, was Greta auch macht. Schaut sich im Kindergarten ganz viel ab. Und ist mit dabei...
Nur eine Sache, darin hinkt sie wirklich wirklich hinterher. Und das ist ihre Sprache ...
Mittwoch, 9. Mai 2012
Ich mit ohne Mama
Was ich noch gar nicht erzählt hatte: ich war im Rahmen der Leipziger Buchmesse vor ein paar Wochen auf einer ganz und gar fantastischen Lesung. Von Doro Zachmann und ihrem Sohn Jonas. Den der eine oder andere als "Knüller", aus dem Buch "Bin Knüller" kennt.
In dem neuen Buch "Ich mit ohne Mama", das Doro Zachmann gemeinsam mit ihrem Sohn geschrieben hat, geht es vor allem um das Erwachsen-Werden eines jungen Menschen mit Down-Syndrom. Dem Streben nach Eigenständigkeit, der zunehmenden Bewusstwerdung und Auseinandersetzung mit der Diagnose Down-Syndrom und klar, der Hingezogenheit zum anderen Geschlecht...
Begeistert hat mich vor allem Jonas selbst. Wie selbstbewusst und natürlich, unglaublich witzig und direkt er auf der Bühne agierte. Seiner Mutter klar zu verstehen gibt, dass sie keine Ahnung hat von Männersachen, sprich Bartwuchs, Rasieren und ihm das bitte gefälligst alleine überlassen soll. Dass er in der Auswahl seiner Musik und vor allem deren Lautstärke verdammt nochmal überhaupt nicht von ihr reglementiert werden möchte und mit stärkstere Zurückweisung reagiert, wenn sie ihre mütterliche Autorität dafür missbraucht. Wie er kämpft für sein Recht auf seinen eigenen Weg, wie jeder andere Heranwachsende auch, aber dazu noch mit einem entwaffnenden Charme. Und mit welch beneidenswertem Selbstbewusstsein er gesegnet ist, von dem man sich so gerne ein klitzelkleines Scheibchen abschneiden würde. Als seine Mutter ihm vorschlägt, einen Fanbrief -in dem sich eine junge Frau bei ihm für seine wunderbare Gesellschaft, seinen Humor und seine Fähigkeiten als Tänzer bedankt - als Andenken über sein Bett zu hängen, ist sein Kommentar: "Mama, den kannst du ruhig haben. Das weiß ich doch alles schon."
Bewundernswert auch Doro Zachmann, die Mutter. Wie herzlich und natürlich sie zusammen mit Jonas auf der Bühne agiert. Ihn respektiert und ernst nimmt, in allen seinen Äußerungen, mit seiner ganzen Art. Und das scheinbar von Kindesbeinen an, das hat mich sehr beeindruckt. Ihre Fähigkeit, ihren Sohn genauso wie er ist anzunehmen, ihm seine Eigenheiten als Teil und Ausdruck seiner Persönlichkeit zu lassen und sich wirklich ernsthaft mit ihm auseinanderzusetzen. Ihm zum hundertsten Mal, aber ganz ruhig und bestimmt zu erklären, dass er eine halbe Stunde eher mit dem Bus abfahren muss, um pünktlich um 14 Uhr beim Arzt zu sein. Weil der Bus eben eine halbe Stunde Fahrzeit braucht. Und fünf Minuten nicht reichen. Um ihm wirklich dabei zu helfen, unabhängig zu werden. Welche Geduld und Ruhe, da bräuchte ich auch mal mehr davon. Oder ihn gehen zu lassen, als er abends Wut entbrannt das Haus verlässt, weil er nicht weiter Fernseh schauen darf. Und erst Stunden später reumütig aus dem nächsten Dorf anruft, dass er jetzt zurückkommt, während sie fast gestorben ist vor Sorge. Ihm aber zugetraut hat, dass er das schafft, alleine in der Nacht seinen Weg zu finden. Und genau deswegen wahrscheinlich so viel schafft, weil sie es ihm von Anfang an zugetraut hat.
Nein, ich kann es gar nicht angemessen wiedergeben, diese wunderbare Lesung, die - wirklich ganz objektiv - mehr als kurzweilig war, liebevoll und sehr persönlich von beiden gestaltet und mit einer kleinen Tanzeinlage von Jonas noch zusätzlich aufgepeppt. Aber falls die beiden mal auf ihrer Lesetour in eurer Stadt gastieren sollten, ich kann euch einen Besuch der Lesung nur wärmstens empfehlen. Mir hat es einen sehr schönen Abend und ein neues Vorbild für Lola beschert, die allerdings schon heute in ihrem selbstbewusstsein und in ihrem Hang zur Komik nur wenig nachsteht.
In dem neuen Buch "Ich mit ohne Mama", das Doro Zachmann gemeinsam mit ihrem Sohn geschrieben hat, geht es vor allem um das Erwachsen-Werden eines jungen Menschen mit Down-Syndrom. Dem Streben nach Eigenständigkeit, der zunehmenden Bewusstwerdung und Auseinandersetzung mit der Diagnose Down-Syndrom und klar, der Hingezogenheit zum anderen Geschlecht...
Begeistert hat mich vor allem Jonas selbst. Wie selbstbewusst und natürlich, unglaublich witzig und direkt er auf der Bühne agierte. Seiner Mutter klar zu verstehen gibt, dass sie keine Ahnung hat von Männersachen, sprich Bartwuchs, Rasieren und ihm das bitte gefälligst alleine überlassen soll. Dass er in der Auswahl seiner Musik und vor allem deren Lautstärke verdammt nochmal überhaupt nicht von ihr reglementiert werden möchte und mit stärkstere Zurückweisung reagiert, wenn sie ihre mütterliche Autorität dafür missbraucht. Wie er kämpft für sein Recht auf seinen eigenen Weg, wie jeder andere Heranwachsende auch, aber dazu noch mit einem entwaffnenden Charme. Und mit welch beneidenswertem Selbstbewusstsein er gesegnet ist, von dem man sich so gerne ein klitzelkleines Scheibchen abschneiden würde. Als seine Mutter ihm vorschlägt, einen Fanbrief -in dem sich eine junge Frau bei ihm für seine wunderbare Gesellschaft, seinen Humor und seine Fähigkeiten als Tänzer bedankt - als Andenken über sein Bett zu hängen, ist sein Kommentar: "Mama, den kannst du ruhig haben. Das weiß ich doch alles schon."
Bewundernswert auch Doro Zachmann, die Mutter. Wie herzlich und natürlich sie zusammen mit Jonas auf der Bühne agiert. Ihn respektiert und ernst nimmt, in allen seinen Äußerungen, mit seiner ganzen Art. Und das scheinbar von Kindesbeinen an, das hat mich sehr beeindruckt. Ihre Fähigkeit, ihren Sohn genauso wie er ist anzunehmen, ihm seine Eigenheiten als Teil und Ausdruck seiner Persönlichkeit zu lassen und sich wirklich ernsthaft mit ihm auseinanderzusetzen. Ihm zum hundertsten Mal, aber ganz ruhig und bestimmt zu erklären, dass er eine halbe Stunde eher mit dem Bus abfahren muss, um pünktlich um 14 Uhr beim Arzt zu sein. Weil der Bus eben eine halbe Stunde Fahrzeit braucht. Und fünf Minuten nicht reichen. Um ihm wirklich dabei zu helfen, unabhängig zu werden. Welche Geduld und Ruhe, da bräuchte ich auch mal mehr davon. Oder ihn gehen zu lassen, als er abends Wut entbrannt das Haus verlässt, weil er nicht weiter Fernseh schauen darf. Und erst Stunden später reumütig aus dem nächsten Dorf anruft, dass er jetzt zurückkommt, während sie fast gestorben ist vor Sorge. Ihm aber zugetraut hat, dass er das schafft, alleine in der Nacht seinen Weg zu finden. Und genau deswegen wahrscheinlich so viel schafft, weil sie es ihm von Anfang an zugetraut hat.
Nein, ich kann es gar nicht angemessen wiedergeben, diese wunderbare Lesung, die - wirklich ganz objektiv - mehr als kurzweilig war, liebevoll und sehr persönlich von beiden gestaltet und mit einer kleinen Tanzeinlage von Jonas noch zusätzlich aufgepeppt. Aber falls die beiden mal auf ihrer Lesetour in eurer Stadt gastieren sollten, ich kann euch einen Besuch der Lesung nur wärmstens empfehlen. Mir hat es einen sehr schönen Abend und ein neues Vorbild für Lola beschert, die allerdings schon heute in ihrem selbstbewusstsein und in ihrem Hang zur Komik nur wenig nachsteht.
Dienstag, 8. Mai 2012
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