Zum Abschluss der Ferien war ich mit Lola noch ein paar Tage im Bayerischen Wald wandern. Nur wir zwei Mädels, ganz alleine. Das hatten wir eigentlich noch nie, und es war einfach nur: wunderschön.
Die anderen Geschwister waren unterwegs, und wir hatten eine Woche nur für uns, und nachdem ich schon eine Woche in Leipzig bei uns am See verbracht hatte, wollte ich nochmal 'raus' und was erleben. Und warum nicht mal wir beide alleine? Und da wir beiden gerne wandern, meist im Schwarzwald bei unseren Urlauben auf der Hütte, aber auch schon öfter im Harz, dachte ich, los, wir wagen das Abenteuer.
Und ich buchte ein hübsches kleines Appartment im 'Lamen Winkel', in einem kleinen Kuhdorf mit Blick auf den 'Kleinen Osser', und wir fuhren los. Etwas unsicher war ich schon, denn Lola war in den letzten Wochen doch oft recht unwillig und jammerig, was längere Wege anging, und auch sonst recht eigenwillig und widerspenstig bei gemeinsamen Unternehmungen. Aber ich dachte, vielleicht ist sie da auch oft nur im Widerstand gegen die Geschwister. Fühlt sich übergangen, kann nicht in ihrem Tempo machen, hat nicht ausreichend Aufmerksamkeit, und vielleicht tut es ihr ja ganz gut, mal ganz alleine mit mir zu sein.
Und es war herrlich. Für jeden Tag hatte ich mir eine kleine, etwa 9 Kilometer lange Wanderung rausgesucht, zu einem der Gipfel in der Gegend, mit teils steilen und felsigen Wegen ('Alpin' sagte der Wanderführer), über Wurzeln und Felsbrocken, aber Lola wollte 'klettern', wie sie immer wieder versicherte.
Und so führte die erste Wanderung zum 'Kleinen Osser'. Vom Sattel über die herrliche Osserwiese hinauf zum Gipfelkreuz, wo man am Ende richtig kraxeln musste, und ich mich dabei fragte, wie wir da jemals wieder heile runter kommen sollen. Doch Lola war vollauf begeistert! "Danke Mama, dass ich klettern darf", sagte sie immer wieder und marschierte stramm und konzentriert bergauf. Zum Gipfel, und auch konzentriert und vorsichtig wieder bergab.
Nur auf den geraden Strecken, über Schotternstrassen, jammerte und quengelte sie und wollte ständig Pausen machen. Es war ihr wohl einfach zu langweilig, das stete geradeaus gehen. Ging es wieder steil bergauf, über Stock und Stein, oder bergab, stieg sie zügig und zufrieden bergan oder -ab.
Derweil erzählten wir uns Geschichten, suchten soviele Tiere, Pflanzennamen oder Namen für Gebäude, wie wir finden konnten (eine Spielidee von Pavel), oder sangen Wanderlieder, laut, inbrünstig und schief.
Und kehrten am Nachmittag oder Abend irgendwo ein, zum Radler / Apfelschorle oder einem deftigen Schnitzel. Zufrieden und erschöpft vom Wandern und der frischen Luft.
Während rechts oder links von uns die Gewitterwolken sich auftürmten und ein stetes Donnergrollen unseren Weg begleitete. Doch die Unwetter gingen immer nur in den Nebentälern hinunter, zum Glück. Uns traf in allen Tagen keine einziger Tropfen!
Und am späten Nachmittag fuhren wir zum Osserbad, wo wir kostenlos Eintritt hatten. Und Lola schwamm noch, übte eifrig 'Froschbeine', rutschte wie wild, und ich chillte auf den Liegen und las in Ruhe mein Buch.
So herrliche schöne Tage mit Lola, wie ich sie selten hatte. Und so kam auch ich endlich mal wieder zum Wandern, was ich so liebe.
Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Urlaub mit ihr. Auf ein Neues!
Und ja, irre, wenn ich mich erinnere, wie sehnsüchtig ich früher auf Blogs von älteren Kindern mit Down-Syndrom las, ob sie gut zu Fuß waren. Als Lola mit ihren drei Jahren immer noch nicht laufen konnte. Und voller Begeisterung von einem Jungen erfuhr, mit dem seine Eltern eine acht Kilometer lange Wanderung gemacht hatten.