Seit einem halben Jahr lernt Lola nun Geige. Nachdem sie etwa anderthalb Jahre gebettelt hatte, "Lola auch Gagi piln". Aber immer nur zuschauen durfte, wenn Greta geigte. Weil ich unsicher war, ob sich der teuere Musikunterricht lohnt. Ob sie überhaupt mitmacht und dabei bleibt. Aber Lola hörte nicht auf zu betteln... Und seit September hat sie nun endlich selber Unterricht!
Eine Einzelstunde pro Woche. Und eine Stunde Gruppenunterricht. Zusammen mit anderen Geigenanfängern, zwischen 4 und 7 Jahren. Und Lola ist begeistert, macht sehr gut mit und - ich kann es nicht anders sagen - erstaunt mich immer wieder.
Sie lernt nach der Suzuki-Methode. Eine Methode, die von sich behauptet, dass die Kinder damit Geigen lernen würden wie die Muttersprache, einfach durch Nachahmung. Gut, dass kann ich nun nicht wirklich bestätigen, denn die Lehrer bringen den Kindern schon sehr viel explizit nahe und vertrauen nicht nur auf reine Imitation.
Aber die Methode geht sehr sehr kleinschrittig vor. Was Lola sehr entgegen kommt. Und alle Kinder lernen dasselbe zur gleichen Zeit, was unglaublich motiviert.
Hier macht Lola den Fuchs, die Haltung der Bogenhand.
Wie lange hat sie dafür gebraucht, die Finger so schön halten zu können! Am Anfang konnte sie die Finger nicht einzeln hoch strecken oder so ein schönes Loch zwischen Daumen und Mittelfinger machen... Monatelange Übung, immer wieder, ohne Druck, gemeinsam mit den anderen Kindern, die es auch nicht besser konnten... Jeden Tag ein kleines bisschen besser.
Geschafft!!!
Und hier die Bogenübungen. Die Kinder sollen Luftstriche machen! Der neue Rhythmus ist heute: Sonnenschein, Sonnenschein.
Die Kinder üben am Anfang ganz bestimmte Rhythmen, die zum besseren Erinnern sprachlich unterlegt sind. "Chiqui chiqui bam bam" war der erste Rhythmus. Den haben sie etwa ein halbes Jahr lang als einzigen Rhythmus geübt. Erst in der Luft, dann auf der Geige, auf der E-Seite, dann auf der A-Seite. Erst dann kam der nächste Rhythmus: "Komm Mama, Komm Papa" und "Zähne Putzen, Zähne Putzen" ...
Und nach jedem Lied gibt es großen Elternapplaus und natürlich die obligatorische Verbeugung. Lola mit ihrem Hang zum Bühnenstar kommt also voll auf ihre Kosten!
Immer wieder bin ich erstaunt, wie diszipliniert sie in der Gruppe ist. Ganz ruhig wartet, wenn andere vorspielen. Eigentlich kaum aus der Reihe tanzt, was sie sonst (zumindest zu Hause) fast immer tut. Hier ist sie ganz ernst bei der Sache, sehr lange konzentriert und macht (weitestgehend), was der Lehrer sagt.
Allerdings läuft es besonders gut, seit einige Kinder, die schon deutlich besser spielen konnten, in die nächst 'bessere' Gruppe gewechselt sind. Als die Anforderungen nämlich etwas über ihren Fähigkeiten lagen, war sie oft nämlich so frustriert, dass sie gar nicht mehr mitgemacht hat und nur noch auf dem Boden lag.
Jetzt, wo sie gut mitkommt, ist sie hoch motiviert und hat eine wirklich erstaunlich gute Anstrengungsbereitschaft! Es erstaunt mich immer wieder, was sie lernen kann, wenn man sie genau da abholt, wo sie steht... Wenn sie nicht über- aber auch nicht unterfordert ist.
Hier üben sie sogar die verschiedenen Notenwerte.
'Halbe Note', schreien die Knirpse ...
... und machen für jeden Notenwert eine Gebärde und sagen eine Silbe dazu. Hier macht Lola die Gebärde für die 'halbe Note' und sagt dazu 'Ta-o'.
Dann "lesen" und gebärden die Kinder sogar eine ganze Abfolge von Noten. "Ta-o ta titi ta titi ta-o ta"wäre das bei den folgenden Noten... Auch das kommt Lola als visueller Lernerin auf verschiedenen Kanälen wunderbar entgegen!
Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht! Und auch wie das kommende Wochenende wird, da fahren wir nämlich alle zusammen zum Suzuki-Workshop nach Weimar! Und Lola macht bei der "Pre-Twinkle" Gruppe mit, also bei den Kindern, die noch nicht 'Twinkle, twinkle, little star" spielen können, die Einstiegs-Hymne der Suzuki-Kinder. Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass Lola da in diesem Jahr mitmachen würde, ich hätte es nicht geglaubt!