Samstag, 30. Oktober 2021

Alleine mit dem Zug nach Italien...

Würden meine beiden Mädels die Reise mit dem Zug nach Italien und zurück ganz alleine schaffen? Ich war sicher, tief in mir drinnen. Und doch furchtbar aufgeregt. Greta, gerade mal 15 Jahre. Zusammen mit Lola, immerhin schon 13. 

 

Vor 10 Tagen ging es los. Mit dem Zug nach München, halbe Stunde Zeit für den Umsteig. Und dann weiter über den Brenner bis nach Bozen, wo der Papa zusteigen wollte. Und schließlich zusammen nach Bologna. Bewaffnet mit Zugticket, Personalausweis, Impfausweisen, Corona-Tests, Geld zur Sicherheit, einem Haufen geschmierter Brote, Süßkram und Getränken brachte ich sie zum Zug.

Die beiden stiegen ganz entspannt in den Zug, winkten noch einmal kurz und weg waren sie. Während mein Herz pulsierte und mein Kopf sich alle möglichen Unwägbarkeiten ausmalte. Zumal draussen der Sturm tobte, mir schon auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause Äste und Mülltonnen entgegen flogen und im Radio gemeldet wurde, dass die Regionalzüge in vielen Landesteilen still stehen und die Züge in Nordrhein-Westfalen gar nicht mehr fahren.

 

Bibbernd saß ich bei der Arbeit und versuchte, tiefenentspannt einen guten Workshop zu leiten. "Sie kommen heil und sicher an", betete ich mir innerlich vor. Auch wenn mein Kopf immer wieder die ulkigsten Fragezeichen dazwischen schob. Nein, tief atmen. Im Wissen, dass sie wohlbehalten durch diesen Sturm fahren. "Sie kommen heil und sicher an".

Und während in Leipzig und deutschlandweit die Bäume auf Strassen, Waldwege und Autos stürzten. Der Müll und die Baugerüste durch die Strassen wirbelten. Und der Verkehr an vielen Stellen zum Erliegen kam, rollten die beiden - im Auge des Orkans - durch die ganze Republik. Bekamen pünktlich den Anschluss in München. Und saßen abends zusammen mit dem Papa gemütlich in einer Pizzeria in Bologna. Der sich bestimmt eine herrlich frische Birra Morretti dazu gönnte, und ebenso erleichtert war, wie ich, dass sie gut gelandet waren.

Nach 10 Tagen Italien mit dem Papa - in Bologna, Venedig und Bozen - habe ich sie vorhin ebenso wohlbehalten wieder am Bahnhof abgeholt. Auf die Minute pünktlich sind sie angekommen. Mit welch selbstverständlicher Sicherheit die beiden durchs Leben gehen! Länder und Grenzen überschreiten. Wie stolz ich auf sie bin. Und natürlich wie dankbar, dass alles gut gegangen ist. Und sie ihre erste so positive Erfahrung mit einer Zugreise alleine machen durften.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Kartoffelbrei mit Spinat und Fischstäbchen

Lola hat heute ihr zweites eigenes Gericht gekocht. Kartoffelbrei mit Spinat und Fischstäbchen. Ihr Leibgericht. Was Teil ihrer Projektarbeit für die 8. Klasse "Lolas Koch- und Backbuch" werden soll...

Sie hat sich das rezept ausgesucht, den Einkaufszettel geschrieben, eingekauft ...

Und alles alleine gekocht. Naja, mit meiner Hilfestellung was die Abfolgen angeht. Doch die Idee ist natürlich, dass sie lernt, es wirklich alleine zu kochen.

Alleine das Anstellen des Herdes mit der richtigen Temperatur war ein wichtiger Schritt für sie. Ober- und Unterhitze einstellen. Dann auf 220 Grad. Das hatte sie noch nie alleine gemacht. Und die 220 zu finden auf dem Zahlenrad, wo nur die 200 und die 250 stehen, war schon eine kleine Aufgabe...

Um wirklich selbständig zu werden, auch inder Selbstversorgug, braucht es so viele kleine Schritte... Die zu verinnerlichen und alleine zu reproduzieren, noch eine ganz andere Herausforderung für sie darstellt.

Auch die Kartoffeln hat sie zum ersten Mal alleine ins Wasser gegeben. Und schreckte natürlich vor den kochend heissen Spritzern zurück. Langsam und vorsichtig ging es dann...

Und wo lässt sich diese verdammte Packung Fischstäbchen öffnen?

Vorsichtig aufs Blech geben, das schon gut heiß ist. Auch das war Premiere!

Spinat in den Topf, und umrühren nicht vergessen!

Dann die fertigen Kartoffeln abgießen...


Milch dazu ... Auch da ist das richtige Maß zu lernen eine Aufgabe. Ich konnte nur noch im letzten Moment STOPP schreien, bevor sie fast einen halben LIter dazu geschüttet hatte.

Auch die Butterstückchen waren eher Butterklumpen. Da ist noch Raum für Feinjustierung...

Ordentlich stampfen, bis wirklich alle Kartoffeln zerdrückt sind.

Und neben Salz (halbe Hand voll), einer winzigen Prise Pfeffer ('mag ich nicht'), ließ sie sich zumGlück zum Muskat überreden. Denn eine Prise muss ein. Auch wenn sie den Geruch 'eklig' fand.

Nur das Blech mit den fertigen Fischstäbchen traute sie sich nicht, aus dem heissen Ofen zu holen... Füllte dafür aber alles alleine auf.

Und setzt sich zufrieden, aber doch müde an den Tisch. Gar nicht wenig, so ein ganzes Gericht von Anfang bis Ende alleine zu kochen. 


Es tut ihr richtig gut, all diese Schritte alleine und relativ selbständig zu erledigen. Um sich endlich mehr zuzutrauen. Weil sie weiß, dass sie es kann. Noch mit Unterstützung, aber bald auch alleine. 

"Bin nicht klein, bin groß", sagte sie neulich sehr selbstbewusst zu einer Ärztin, als diese mich fragte, ob ich mit 'der Kleinen' zum Impfen da sei. Und schaute diese verärgert, aber auch sehr selbstbewusst an. "Tschuldigung", sagte die Ärztin. "Natürlich".