Würden meine beiden Mädels die Reise mit dem Zug nach Italien und zurück ganz alleine schaffen? Ich war sicher, tief in mir drinnen. Und doch furchtbar aufgeregt. Greta, gerade mal 15 Jahre. Zusammen mit Lola, immerhin schon 13.
Vor 10 Tagen ging es los. Mit dem Zug nach München, halbe Stunde Zeit für den Umsteig. Und dann weiter über den Brenner bis nach Bozen, wo der Papa zusteigen wollte. Und schließlich zusammen nach Bologna. Bewaffnet mit Zugticket, Personalausweis, Impfausweisen, Corona-Tests, Geld zur Sicherheit, einem Haufen geschmierter Brote, Süßkram und Getränken brachte ich sie zum Zug.
Die beiden stiegen ganz entspannt in den Zug, winkten noch einmal kurz und weg waren sie. Während mein Herz pulsierte und mein Kopf sich alle möglichen Unwägbarkeiten ausmalte. Zumal draussen der Sturm tobte, mir schon auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause Äste und Mülltonnen entgegen flogen und im Radio gemeldet wurde, dass die Regionalzüge in vielen Landesteilen still stehen und die Züge in Nordrhein-Westfalen gar nicht mehr fahren.
Bibbernd saß ich bei der Arbeit und versuchte, tiefenentspannt einen guten Workshop zu leiten. "Sie kommen heil und sicher an", betete ich mir innerlich vor. Auch wenn mein Kopf immer wieder die ulkigsten Fragezeichen dazwischen schob. Nein, tief atmen. Im Wissen, dass sie wohlbehalten durch diesen Sturm fahren. "Sie kommen heil und sicher an".
Und während in Leipzig und deutschlandweit die Bäume auf Strassen, Waldwege und Autos stürzten. Der Müll und die Baugerüste durch die Strassen wirbelten. Und der Verkehr an vielen Stellen zum Erliegen kam, rollten die beiden - im Auge des Orkans - durch die ganze Republik. Bekamen pünktlich den Anschluss in München. Und saßen abends zusammen mit dem Papa gemütlich in einer Pizzeria in Bologna. Der sich bestimmt eine herrlich frische Birra Morretti dazu gönnte, und ebenso erleichtert war, wie ich, dass sie gut gelandet waren.
Nach 10 Tagen Italien mit dem Papa - in Bologna, Venedig und Bozen - habe ich sie vorhin ebenso wohlbehalten wieder am Bahnhof abgeholt. Auf die Minute pünktlich sind sie angekommen. Mit welch selbstverständlicher Sicherheit die beiden durchs Leben gehen! Länder und Grenzen überschreiten. Wie stolz ich auf sie bin. Und natürlich wie dankbar, dass alles gut gegangen ist. Und sie ihre erste so positive Erfahrung mit einer Zugreise alleine machen durften.