Donnerstag, 21. Mai 2009

Hoch und runter

Gestern war wieder Physiotherapie. Und Lola hat sich wirklich zum ersten Mal ganz oft und spontan und ohne Beschwerden selber vom Sitz in den Kniestand gezogen und weiter in den Stand. Und hat sich wieder schön über sie Seite hingesetzt. Um das Spiel von vorne zu beginnen, fast 40 Minuten lang. Ich bin selber baff, muss ich sagen. Aber auch ein bisschen stolz. Denn ich habe die letzte Woche wirklich mal VIEL mit ihr geturnt. Jeden Tag bestimmt 40 Sit-ups (die immer besser werden) und ganz oft mit ihr das Aufsetzen über die Seite geübt. Wie? Indem ich sie zwischen meinen Beinen hinsetze, mit Blick zu mir. Dann auf die andere Seite der Beine, also neben mich, ein Spielzeug platziere, knapp ausserhalb ihrer Reichweite. So dass sie sich über mein Bein hinweg in den Vierfüssler begeben muss, mit einer Hand das Spielzeug holen muss und sich schliesslich aufgestützt auf meine Beine auch wieder aufsetzen muss. Was sie allein mithilfe meiner Beine, eben durch die leichte Erhöhung, auch problemlos schafft. Man beachte, vor etwa 2 Wochen hat sie sich einfach wie ein Pfannekuchen auf meinen Beinen ausgestreckt und gar nicht an Aufsetzen gedacht. Aber nach den letzten Tagen, in denen ich immer wieder mit ihr so spiele und eben auch ganz viele Sit-ups mit ihr mache, sehe ich plötzlich eine enorme Veränderung. Sie hat plötzlich Kraft und kriegt das ganze auch koordiniert!

In der Stunde hat die Physiotherapeutin dann noch intensiv mit ihr den Übergang vom Sitz in den Kniestand und dann den gestützten Stand und wieder zurück geübt, wie oben erwähnt. Und was macht Madame zuhause. Sie zieht sich tatsächlich am Bett hoch und setzt sich schön über sie Seite hin, wie in der Stunde geübt. Als hätte sie nie was anderes getan. Ich staue nur noch.... Und freue mich natürlich riesig!

Dabei war ich eigentlich in die Stunde gegangen, um meine Überlegung, doch mal Vojta zu versuchen, mit der Therapeutin zu besprechen. Weil mich eben so die Ungeduld gepackt hat und ich von einer Mutter erfahren habe, dass sie mit ihrem Sohn mit 14 Monaten Vojta angefangen hat und innerhalb von 6 Monaten ist er frei gelaufen. Nachdem er vorher nur gerobbt ist und dazu noch schlecht. Da dachte ich natürlich gleich: sowas brauchen wir auch. Aber unsere gute Therapeutin hat mir abgeraten. Sie meinte nur, dass ich das NIE durchhalten würde, die Proteste von Lola gegen die doch oft recht unflexible und heftige Behandlung. Dass ich überhaupt nicht der Typ dafür sei. Und dass sie mehrere Eltern habe, die es mal mit Vojta versucht hätten, aber kurz später abgebrochen hätten, weil sich das Kind gegen jede Form von Körperkontakt vehement gewehrt habe, sie als Therapeutin auch gar nicht mehr an sich rangelassen habe. Ich müsse Geduld haben, aber Lola würde es auch so lernen, eben nicht von aussen erzwungen (durch das Drücken auf die Reflexpunkte), sondern von innen heraus, aus Willen und Lust an der Bewegung und am Spiel. Aus eigener Motivation. Das heisse für sie LERNEN. Lernen, wie man etwas tut, aus eigenem Antrieb heraus!!! Diese Information würde ganz anders vom Gehirn verarbeitet. Gut, dass wir so eine tolle Therapeutin haben! Da war ich erstmal wieder geheilt von meiner Idee, Vojta zu machen. Geduld, Geduld....

Unser 'Programm' zur Zeit...
  • 2 x 20 Sit-ups (ich sitze auf Lolas Beinen, gebe ihr die Hände, an denen sie sich selber hochzieht und wieder runterlässt, wenn sie denn will)
  • Beine zusammen binden (auf Oberschenkelhöhe mit einem verdrehten Stirnband oder auch Hose bis zum Knie zusammennähen), damit Lola nicht in die Grätsche kann und mehr Stabilität im Rumpf hat, aber auch die Rumpfmuskulatur anstrengen muss. SEHR ZU EMPFEHLEN!!!! Steht übrigens auch in Kleine Schritte beschrieben, im Bereich Grobmotorik, auf Seite 20.
  • Hochnehmen über die Seite, so dass sie sich selber (wie in den Sitz) hochdrücken muss
  • Hinlegen, so dass Lola zuerst mit den Händen aufkommt und sich abstützen muss
  • Tragen vor dem Körper, Blick nach vorne, mit den Beinen zusammen und so wenig Unterstützung wie nötig, am besten nur an der Hüfte, damit sie den Rumpf selber stabilisieren muss
  • regelmässig Füsse und Beine kraulen, drücken, stimulieren, damit spielen, beim Stillen oder Wickeln
  • Hinsetzen über die Seite üben, zwischen meinen Beinen, wie oben beschrieben
  • Übergang von Langsitz in Kniestand und dann Stand und wieder runter üben, am Sofa, wie oben erwähnt
Die Sit-Ups sind wirklich Training, das man halt einfach machen muss. Aber alles andere lässt sich problemlos in den Tagesablauf (Aufnehmen, Ablegen, Wickeln) oder in die Spielzeiten integrieren. Also, weiter so...

3 Kommentare:

Bettina Weidlitsch hat gesagt…

Ihr habt wirklich eine absolut kompetente Therapeutin, denn auch ich glaube, dass Vojta nicht wirklich zu empfehlen ist. Ich wäre auf diese Methode bei Pauli NIE eingegangen. Die Bobath Methode ist viel kindgerechter und absolut der individuellen Entwicklung des Kindes angepasst.

Große Lob an euer tägliches Programm und deine absolute Konsequenz dies täglich durchzuführen.

Manchmal wird man echt auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Ganz egal ob man will oder nicht! Weißt du was Geduld für mich ist ...

G elegentlich
E twas
D urchhaltevermögen
U unweigerlich
L lang
D ulden müssen.

Ganz liebe Grüße
deine Bettina

Annett hat gesagt…

Mensch, toll dass das Üben so schnell sichtbare Fortschritten bei Lola gezeigt hat. Ihr habt da ja auch ein ganz schön umfangreiches Programm - finde ich bewundernswert, dass Du es so konsequent durchführst.
Wir machen momentan auch überwiegend Bobath-Übungen wobei auch schon ein paar Vojta-Übungen dabei waren (jedoch hat Luna diese bisher gern gemacht ohne zu meckern od. zu schreien. Ich würde die Übung sofort abbrechen wenn sie sich dagegen wehren würde, da ich es ihr nicht aufzwingen möchte).
Ich bin auch der Meinung, dass Motivation sehr wichtig und da gehört für mich dazu, dass Luna Spaß an den Übungen hat.
Ich wünsche euch weiterhin so schöne Erfolge,
liebe Grüße
Annett

Bettina hat gesagt…

Freut mich von euren Fortschritten zu hören.
Bei Benjamin machen wir beides, Bobath und Vojta. Vojta haben wir erst seit etwa 3 Wochen angefangen, weil er ja überhaupt nicht weiterkommt (jaja, ich weiß: Geduld). Er schreit da ganz ordentlich rum, wenn wir auf ihm "rumdrücken", aber man sieht auch, dass er sich ganz ordentlich anstrengen muss und ich hab das Gefühl, dass man ihn schon ein bißchen "drängen" muss sonst würde er nämlich erst mal nicht viel machen. Das übliche Downie-Vermeidungsverhalten halt :-). Es verlangt aber schon starke Nerven, wenn das Kind weint. Eine gute Freundin ist Vojta-Therapeutin und absolut von der Methode überzeugt.

Macht weiter so und berichtet von Baiersbronn.
Grüße

Bettina