Darf ich mich outen? Ich hab ihn immer noch nicht, den 'Schwerbehindertenausweis'. Ich hab's nicht geschafft. Dabei könnte ich dann kostenlos als Begleitperson mit Lola durch ganz Deutschland reisen, vielleicht sogar weiter. Und Steuervorteile hätten wir auch. Dieser Ausweis bedeutet also: bares Geld. Beim Blick in die Haushaltskasse sollte ich es mir noch mal überlegen.
Und doch: ich hab es noch nicht über's Herz gebracht. Irgendetwas in mir sagt: ich will diesen Ausweis nicht.
Will ich es immer noch nicht wahrhaben? Renne ich weg davor? Habe ich es immer noch nicht realisiert: dass ich ein 'behindertes' Kind habe? Vielleicht, ja, vielleicht will ich es wirklich nicht wahr haben. Dass sie so 'behindert' ist, wie durch diesen Ausweis suggeriert wird.
Ich will keine Abfindung für Lola. Keine monetäre Entschädigung. Denn so erscheint mir das Geld. Abgesehen davon, dass ich es nur 'gewinne', wenn ich viel Bahn fahre und viel Geld verdiene. Geringverdienenden, weniger reiselustigen Leuten bringt der Ausweis keine finanziellen Vorteile. Oder ich kenne sie nicht.
Ich will keinen Exoten-Ausweis, sondern ich will, dass Lola dazu gehört. Dass sie auf eine normale Schule gehen kann - wie jedes andere Kind auch. Und dass man ihr dort hilft, wenn sie Hilfe braucht. Und allen anderen Kindern auch, die Unterstützung brauchen. Egal welcher Art. Und nicht, dass man sie abschiebt und ihnen dann auch noch per Ausweis den Aussonderungsstempel aufdrückt.
Ich glaube, ich werde es auch in den nächsten Monaten nicht schaffen, diesen Ausweis zu beantragen. Wahrscheinlich ticke ich nicht ganz richtig. Vielleicht ist es aber auch nur an der Zeit, die Uhren umzustellen.
7 Kommentare:
Sei nicht dämlich Schwesterherzchen und lass dir Geld schenken. Ich kenn da jemanden mir sehr nahe stehenden, die hat auch so´n Ding, und ich würde sie auch nicht gerade als behindert bezeichnen. Verphilosophier das nicht so!!!
liebste Grüße, Nick
Wir haben auch keinen solchen Ausweis. Bei uns in Österreich gilt die Diagnose DS automatisch als 50% Behinderung.
Du könntest ja theoretisch eigentlich auch die Frühförderung, Physiotherapie, Logopädie,...usw in Frage stellen, oder?
Ich glaube, je älter unsere Kinder werden, desto stärker werden die Unterschiede sichtbar. Dazugehören können sie aber troztdem.
Mach Dir keinen Druck damit, frage Dich einfach worin Deine Ablehung liegt, und ob die Gründe es wert sind, auf Geld zu verzichten. Bei mir war es glaub ich bisher der bürokratische Aufwand und dass ich mich noch nicht genau informiert
habe, was es bringt (und ein bisschen auch daran, dass ich denke, dass Felix dafür nicht "genug" behindert ist).
Liebe Grüße
Maria
Das kann ich soooooo gut nachvollziehen. Ich fand immer, ich würde ein Kind in dem Alter ja unabhängig von seiner Chromosomenzahl auch nicht allein fahren lassen, ihm auch Windeln bezahlen, es ins Schwimmbad begleiten. usw.
Wie das in zehn Jahren ausgeschaut hätte, drüber hätte ich mir dann wohl irgendwann Gedanken gemacht.
Liebe Grüsse von einer, die auch nicht richtig tickt...
Gabriela
also *Schwerstbehindertenausweis* den Ausdruck finde ich ja sowieso krass wobei ich auch schon gehört habe das der in Deutschland *Schwerstbeschädigtenausweiss * heisst, Elias Papa ist ja Deutscher also dieser Ausdruck ist ja unter jeder Kritik, den würde ich alleine schon wegen der Bezeichnung nicht beantragen ist ja absolut diskriminierend für die Personen die den dann irgendwo herzeigen müssen.
Ich habe die letzten 10Jahre Menschen mit Beeinträchtigungen und Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen beraten und den Behindertenpass ( so heisst der in Österreich) für sie beantragt. Ich selber habe aufgrund gesundheitlicher Probleme auch einen, aaaaber für Elias habe ich auch noch immer keinen beantragt !!
die steuerlichen Vorteile hat man in Österreich auch schon wenn man am Finanzamt den Bescheid über die erhöhte Familienbeihilfe abgibt und mit der Bahn kann ich hier Halbpreis fahren und Elias zahlt nichts weil es eine Familienkarte vom Land gibt die auch für die Bahn und verschiedene andere Einrichtungen *Ausflugsziele, Thermen* usw.)gilt, die kann jeder beantragen der Kinder hat und sie kostet auch nichts.
wiege ab was für dich von Bedeutung ist und dann entscheide ob du diesen Ausweis haben möchtest, du musst ihn ja nicht herzeigen wenn du nicht willst nur dort wo du eben für dich aber vor allem für Lola einen Vorteil hast.
und zum *nicht richtig ticken* :) ich lese schon lange hier deinen Blog und du bist für mich eine der Mütter die genau RICHTIG ticken *zwinker*
herzliche Grüße Uschi
ich freu mich schon Lola im TV zu sehen !!
Hallo Amelie,
verschenke bitte kein Geld, das wäre ja superschade. Unsere Kinder sind nun mal per Definition "behindert" und haben dafür Rechte, die man nicht verschenken braucht, weil man sich an Begrifflichkeiten festhält. Der Ausweis bringt euch Steuervorteile (und zwar 3700 EUR Behindertenpauschbetrag und etwa 1000 EUR Pflegepauschbetrag), die ihr nur aufgrund des Ausweises Buchstabe H bekommen könnt. Also, ran an den Speck!!
Meine Tochter hatte diesen Ausweis. Als sie 18 wurde und selbst entscheiden durfte, hat sie ihn zurückgegeben und ihre Lehrstelle ohne diesen Ausweis gesucht. Aber in der Zeit davor hatten wir einfach mehr Geld für sie zur Verfügung, was ihr zugute kam.
Beate
Was wir allerdings nicht gestellt hatten, weil wir nicht darüber informiert waren: eine Pflegestufe. Heute bedaure ich das, denn es wäre meiner Rente zugute gekommen. Aber vielleicht werden Downkinder heute automatisch einer Pflegestufe zugeordnet?
Liebe Grüße, Beate
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