Dienstag, 31. Mai 2011

Jetzt gibt's was auf die Ohren!

Lola und ich haben gestern Doktor gespielt. Mit dem Stethoskop das Herz abhören, A sagen und Hals angucken, Spritze geben und Blut abnehmen. Das Spiel war Lolas Idee, aber gleichzeitig eine ganz wunderbare Vorbereitung auf unseren Besuch heute beim HNO-Arzt.

Lola war noch nie so ruhig und brav beim Arzt. Ganz ruhig hat sie sich das Ohrenschmalz aus den Ohren pulen lassen, mit dem Endoskop tief in den Rachen rein und schön "A-sagen und Zunge raus", dann noch den Brummbären anhören, um zu gucken, wie gut sie hört. Ohne zucken, ganz ruhig hat sie den Kopf gehalten, in die verlangte Richtung geschaut. Die Ärztin war begeistert! Und ich auch!

Das Ergebnis? Lola hat riesige Rachenmandeln/ Polypen, die unbedingt raus müssen. Und: sie braucht Paukenröhrchen. Im jetzigen Zustand hört sie erst ab 30 Dezibel, ist also schwerhörig! Kein Wunder, dass sie kaum ein Wort spricht!

Schon letztes Jahr hatten wir diese Diagnose und auch der Arzt bei der Down-Syndrom Ambulanz in Velbert meinte, die Mandeln müssen raus. Aber ich hatte Schiss vor der OP, wer weiß, ob ihr das wirklich hilft, etc...

Aber ihre schlechte (Laut-) Sprachentwicklung zeigt mir, dass was passieren muss! In diesem Falle die Polypen raus und die Paukenröhrchen rein! Ich habe lange genug geschlampert und allein Lolas Selbstheilungskräften und der Homöopathie vertraut. Aber nun machen wir mal "Butter bei die Fische". Ich will sie endlich sprechen hören!

Im Vergleich dazu gebärdet sie sehr gut und kann sich wunderbar mitteilen. "Mama arbeitet Lola spielt", wäre so eine typische Sequenz von vier Gebärden. Oder "Baby weint", wenn sie ein Kind schreien hört. Oder neulich hat sie sie der spanischen Oma erzählt, dass die Mama Gitarre spielt: einfach "Mama Gitarre" gebärdet und dabei ein Bild von Jimi Hendrix an der Gitarre gezeigt.

Letzte Woche war ich auf einem GuK-Seminar mit Prof. Etta Wilken, die nochmal betont hat, wie wichtig die Gebärden für die Sprachentwicklung sind, und zwar regelmäßig im Alltag. Und zwar auch, wenn das Kind die Worte auch ohne Gebärden versteht. Einfach, damit es sie in seinen aktiven Gebärdenwortschatz aufnehmen und sich dadurch mitteilen kann.

So werde ich das Thema Sprache in den nächsten Wochen / Monaten neu angreifen, hoffentlich mit durchschlagendem Erfolg. Von der organischen Seite wird der Weg für den Schall frei gemacht und über die Gebärden gibts nun auch auf dem visuellen Kanal immer zusätzlichen Sprachinput! Über Fortschritte werde ich natürlich berichten.

2 Kommentare:

Eva hat gesagt…

Hi Amelie,
immer wieder lese ich gerne in Deinem Blog und freue mich, dass ich es in Zukunft wohl sogar haeufiger tun kann!
Keines meiner Kinder hat das Down-Syndrom, aber meine erste Tochter hat erst mit 20 Monaten, mein drittgeborener Sohn gar erst mit 34 Monaten angefangen zu sprechen. Der Kinderarzt hat jeweils ab 12 und erst recht ab 18 Monaten Alarm geschlagen, mich zum Sprachtherapeuten schicken wollen. Bei meinem Sohn war ich bis zum 20.Monat total gelassen - danach wurde es mir dann auch unheimlich. Hoertest war prima und die Sprachtherapeutin bemerkte das gleiche wie ich: der will einfach nicht! Der imitiert partout nicht, der grinst einen nur charmant an, also lohnt sich auch kein "training". Es blieb also nur, abzuwarten. Irgendwann ging's dann los und jetzt ist es eine wahre Freude, seine Ideen kennenzulernen.
Im Nachhinein haette ich natuerlich auch Gebaerden sollen, aber wer konnte das wissen?
Was ich sagen will: auch ohne Down-Syndrom gibt es Spaetentwickler. Vielleicht ist es auch einfach Lola und nicht das Down-Syndrom.
Toll, dass sie gebaerden kann und ich wuensche Euch, dass sie bald anfaengt, zu sprechen.
Meine mittlere Tochter, die frueh gesprochen hat, hatte hingegen grosse Mandeln und Erguss im Ohr und hat vor einem Jahr Polypen raus und Roehrchen reingekriegt. Alles Gute fuer die OP! Ist ja ein Klacks, aber natuerlich trotzdem ein Aufreger.
Liebe Gruesse,
Eva

fatcunplaschair da monica hat gesagt…

Liebe Amelie
Das Gebärden ist ein Indiz dafür, dass Lola kommunizieren will und kann und das ist meines Erachtens ein wichtiger Schritt. Ob die Ohren-OP Lolas Verbalsprache zu fördern vermag, ist zu hoffen, aber ich würde mich nicht darauf fixieren. Ich erlebe eine ganz breite Palette von Sprachentwicklungen und freue mich gerade sehr über mein blaues Kind, das wie ein blühender Baum in Einzelwörtern zu sprechen begonnen hat. Es ist jetzt bald neun Jahre alt und sein Gehör ist unauffällig. Wir gebärden viel, benützen täglich einen Talker (BigMack) in der Ichform als Vermittlung zwischen seinem Zuhause und unserer Schule und den hört es täglich um die 20 mal ab. Es ist ein total individueller Prozess. Mit liebem Gruss und danke für deinen wunderschönen Blog
Monica