Freitag, 14. Dezember 2012

Uuhhh bei der U!

Gucke heut früh auf mein Handy und was steht da? Lola U9 um 9 Uhr. AHHHHHH!!! Es ist 9:15, Lola längst im Kindergarten und Pavel gerade im Kinderwagen eingeschlafen. Ich hab's total verschwitzt!!!! Oder wollte ich es unterbewusst vielleicht sogar verpassen? Nach dem Motto, Lola liegt doch eh irgendwo unter "ferner liefen", total sinnlos so ein normaler U-Termin beim Kinderarzt. Umso besser, muss ich da also nicht hin....

Aus Pflichtbewusstsein ruf ich beim Kinderarzt an, nicht, dass sie auf uns warten. Dass wir nicht kommen und irgendwann im Neuen Jahr einen Termin machen (oder auch nicht)....

"Ach, Frau Mahlstedt. Das ist ja schade. Heute ist gar nicht so viel los. Und wir hatten uns so auf die Lola gefreut. Schaffen Sie es denn nicht vielleicht doch noch?" Eine der Schwestern ist am Apparat, die Lola besonders gern mag.

Ich winde mich, erfinde Ausreden. Hab noch andere Termine. Schaff ich jetzt nicht mehr. Ich kann Lola jetzt nicht aus dem Kindergartenalltag raus reissen .... 7 Minuten braucht die Schwester, um mich zu überreden, ins Auto zu steigen und Lola im Kindergarten abzuholen.

Eine halbe Stunde später bin ich mit Lola an der Praxis. Als wir aus dem Auto stiegen, fragt mich Lola mit Gebärden, ob sie krank ist? "Nein, Lola. Die wollen nur gucken, wie gut du schon sprechen kannst und ob du gut hörst und siehst." Lola nickt und gebärdet, dass es gleich was zu essen gibt. Ja, Brezeln gibt es immer am Ende.

Und dann ist Lola auch schon dran. Und macht so super mit, dass ich ganz begeistert bin. Lässt sich ganz ruhig wiegen und vermessen, malt alles nach, was die Schwester vormalt, Kreise, Strassen, Männchen, baut Puzzle wieder zusammen, benennt und zeigt (fast) alle Farben, benennt fast alle Bildchen, die ihr gezeigt werden, findet Gegenstände auf einem Suchbild, benennt richtig Junge und Mädchen auf Bildern, wo es nur ganz kleine Unterschiede gibt, fädelt Steine auf eine Kette, balanciert, steht auf einem Bein, hüpft, fängt einen Ball souveräner als so manches normal entwickelte Kind. Drückt die richtigen Knöpfe beim Sehtest.

Irgendwann lässt ihre Aufmerksamkeit nach, aber alles in allem ist die Schwester ganz überrascht, was Lola alles kann. Weil sie immer noch kaum etwas verständliches sagen kann und man sie dadurch total unterschätzt. "Lola ist ja ganz schön pfiffig", meint die Schwester. "Bis auf die Sprache, gar nicht so viel anders als andere Kinder in ihrem Alter." Da bin ich platt. Ich vergleiche sie immer gerne mit Greta. Und die ist ganz schön flott entwickelt und in jeder Hinsicht von Lola himmelweit entfernt. Ist zumindest immer mein Gefühl.

Auch die Ärztin ist sehr angetan und meint, dass Lola ganz schön gut dabei ist. Wir müssen uns vor allem um die Sprache bemühen. Machen wir ja, sag ich. Seit einem halben Jahr sehr intensiv. Seitdem kommen auch Worte, in den letzten Wochen immer mehr. Vorher hat sie gar nichts gesagt.

Und erzähle, dass Lola in der Albert-Schweitzer-Schule in Leipzig (einer Schule für Körperbehinderte) zur Logopädie geht. Die Logopädische Praxis betreut die Schüler der Schule, aber auch Kinder von ausserhalb. Da meint unsere Ärztin, ob wir nicht mal bei der Schule anfragen wollen, ob Lola nicht dort auch in die Schule gehen kann. Das würde sie vom Intellekt her bestimmt schaffen und die haben kleine Klassen und einen guten Ruf.

Da bin ich nochmal ganz platt. Die Albert-Schweitzer-Schule ist zwar eine Förderschule, aber eine, in der der nach ganz normalem Lehrplan unterrichtet wird. Dort könnte Lola einen Haupt- oder Realschulabschluss machen....  

In letzter Zeit hatte ich eher mit der Lindenhofschule geliebäugelt. Das ist eine Schule für "geistig Behinderte" (GB), hat aber eine Inklusionsklasse in der benachbarten Carl-von-Linné Grundschule und ebenfalls einen sehr guten Ruf. Für die Grundschulzeit wär das super! Einziger Nachteil: nach Klasse 4 gibt's es nur noch die GB-Schule und (bis jetzt) keine Möglichkeit für eine weiterführende Schule.

Puh, ich muss mir jetzt doch mal endlich Gedanken machen, in welche Schule Lola gehen soll.  Leider gibt es in Leipzig nicht besonders viele Möglichkeiten, einer guten inklusiven Beschulung für Kinder wie Lola. Aber an die anderen Förderschulen, an denen es auch eine Mittelschule gibt, hatte ich bis jetzt noch gar nicht gedacht. Vielleicht ist Lolas "sonderpädagogischer Förderbedarf" ja gar nicht so hoch wie ich immer dachte....


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