Freitag, 3. April 2009

Einfach mal abwarten...

Dass Lola in den letzten Wochen so einen Schub gemacht hat, hat sicher nicht nur mit der guten Mischung aus 'Drill' und 'Freiem Spiel' zu tun. Da sind noch einige andere Faktoren, die bestimmt genauso wichtig sind.

Ganz entscheindend: Ich warte neuerdings ab. Am Anfang war das schwierig. 'Lola, dein Arm. Gib mir deinen Arm.' Nachdenklicher Blick. Keine Reaktion. Aber ich blieb dran. 'Lola, hier ist dein Arm. Gib mir deinen Arm.' Immer wieder, jeden Tag. Bei ganz viele Sachen. Ich frage sie und warte ihre Reaktion ab. Zeige ihr dann, was ich erwarte. Und am nächsten Tag wieder. Halt eingebaut in den täglichen Krimskrams. 'Willst du hoch?' Und ich strecke ihr die Arme entgegen und warte bis sie auch die Arme hebt. Man glaubt es vielleicht nicht. Aber früher habe ich vieles über sie hinweg einfach gemacht. Kind hochnehmen, Jacke anziehen, wieder runterlegen. Löffel in den Mund, noch ein Löffel. Jetzt mache ich jede dieser Routinen zu einer Interaktion, zu einem echten sprachlichen Austausch, indem ich die bekannten Gegenstände, Körperteile bzw. Aktivitäten immer wieder benenne (Logopädie). Sie zur aktiven Mitarbeit ansporne bzw. 'zwinge', indem sie sich z.B. selber hochziehen muss, oder selber vom Flur in die Küche robben muss, indem ich ihr Hindernisse in den Weg lege (Physiotherapie). Und indem ich sie aktiv mitmachen lasse, beim Essen, Baden, An- Und Ausziehen (Frühförderung). Bestes Beispiel, ihr Steroid-Spray, das sie jeden Abend und Morgen bekommt. Das muss sie selber aus einer Tasche auspacken, Packung aufmachen, Deckel abmachen, (dann sprühe ich), Deckel wieder drauf, Spray wieder in die Packung und die wieder in die Tasche. Am Anfang (vor einer guten Woche) hat es Lichtjahre gedauert, sie hat noch nich teinmal die Packung zu fassen bekommen, wusste nicht, wie weit sie die Finger öffnen muss, damit das grosse Ding darin Platz hat. Geschweige denn den Deckel abziehen. Mittlerweile hat sie den Dreh raus und macht das ganze so flüssig (naja, mit Unterstützung), dass ich echt schwer beeindruckt bin. Das tägliche kurze Training in Alltagssituationen macht's wohl. Aber der Knackpunkt ist, dass ich einfach ihre Reaktion abwarte und falls keine kommt, ihr eine angemessene zeige. Und immer auf sie warte, bis sie aufmerksam bei mir ist. Und dann erst was mache.

Ein anderer sehr wichtiger Faktor für ihre guten Fortschritte: sie ist endlich mal eine längere Zeit lang gesund! Denn den ganzen Winter über, seit ihrer Lungenentzündung, hatte sie ständig mit den Bronchien zu tun, mehrmals Bronchitis, mehrmals noch Antibiotika. Worüber ich noch nichtmal im Blog berichtet habe, denn es war ein Dauerkrankheitszustand. Jetzt ist sie seit 4 Wochen gesund und kräftig und hat wieder Lust und vor allem - Energie!

Ganz wichtig aber auch: Ich nehme mich selber wieder wichtig. Kümmer mich um meine Interessen, mache schöne Dinge für mich. Und habe Lola irgendwie seitdem viel stärker losgelassen. Ich fühle mich nicht mehr so alleine verantwortlich, sondern denke, das kriegt sie schon hin. Traue ihr was zu. Das alleine schlafen. Das alleine Essen. Das alleine auf andere zugehen, kommunizieren. Je mehr ich sie loslasse, desto mehr Raum für Selbständigkeit gewinnt sie. Das gibt ihr Selbstvertrauen und sie experimentiert mehr, kommuniziert mehr, bewegt sich mehr. Sie muss ja auch, denn ich bin nicht immer da. Und wenn ich da bin, erfrischt von meinen eigenen Aktivitäten, hab auch ich viel mehr Energie und Lust auf gemeinsame Aktivitäten, Spiele, 'Übungen'. Glückliche Mütter, glückliche Kinder!

Ich hadere nicht mehr mit ihrer langsamen Entwicklung. Irgendwie ist sie halt so, eben ein bisschen langsamer. Aber ich tue aktiv etwas, damit sie es trotzdem lernt. In ihrem Tempo, aber stetig. Vorher war es immer so ein Bangen und Hoffen. Wird sie wohl wie die anderen, lernt sie es wohl? Und wenn nicht, dann immer ein bisschen entmutigt. Jetzt weiss ich oder glaube ich: Nein, sie würde es nicht lernen, so wie die anderen. Ich muss es ihr nahebringen, ihr zeigen, sie da ranführen, stärker als andere Kinder. Sie braucht meinen Kick. Damit sie selber 'in die Puschen' kommt. Dabei sehe ich mich nicht als ewige Krücke, sondern als Aufbautraining. Damit sie es in Zukunft selber schafft. Ohne dieses Training würde sie wahrscheinlich lebenslang eine Krücke brauchen.

Ganz wichtig aber auch. Lola ist einfach ZUCKERSÜSS zurzeit, gar nicht zu beschreiben. Sie ist einfach zum verlieben, lustig, fröhlich, lacht richtig über Spiele aller Art, wenn man sie erschreckt, fliegen lässt, streichelt, Fingerspiele oder Versteckspiele macht. Ihr Glucksen ist einfach ansteckend. Und man will mehr. Stellt alles mögliche mit ihr an, damit sie nochmal lacht, sich so wunderschön freut. Und es macht einfach Spass, mit ihr zu sein, mit ihr zu 'arbeiten', mit ihr zu erzählen. Weil so viel zurückkommt, so viel Zärtlichkeit, ihre weichen Ärmchen, ihre freche Schnute, ihre Freudenjuchzer. Und nicht nur bei uns, auch bei anderen. Und da kriegt sie natürlich unendlich viel mehr Input als vorher, wo sie genügsam grinsend auf der Matter lag und mit Fäden spielte.... Unsere kleine Lola!

2 Kommentare:

Bettina hat gesagt…

Hallo,

na das hört sich ja richtig gut an, was du da schreibst. Bin ja mal gespannt, wie es bei Benjamin sein wird, ob ich auch anfange, ihm alles hinterher zu tragen. So leichte Tendenzen merke ich schon, dass ich einfach über ihn hinweg entscheide. Vielleicht sollte ich auch noch mehr hinschauen.
Liebe Grüße

Bettina

Monica Crumley hat gesagt…

This is a great post. I find it important to make John Michael work at some things, like signing "more" for more food rather than just giving him more all the time. I also take time for myself one night a week to sing in a choir and come back feeling ready for the week. Good for you to do things for yourself. BTW, My parents are on a plane right now headed to Hanover for their 50th wedding anniversary. Wish I could go!