Heute war wieder Physiotherapie. Und Lola musste über einen echten Hindernis-Parcours. Verschiedenste Kisten, zusammengerollte Decken, Blöcke, verdeckt mit zwei grossen Gymnastikmatten, damit Lola die Hindernisse nicht als solche wahrnimmt. Hat sie aber nach dem ersten 'Absturz' ins Tal sowieso. Und von da ab keine grosse Motivation mehr gezeigt. Sie war eher verängstigt, denn wenn man da so ohne Armstütz bäuchlings reinschliddert, mit dem Kof irgendwie feststeckt, das macht wohl niemandem Spass. Mit verschiedenstem Spielzeug und Reiswaffeln liess sie sich zwar zwei mal über die Berg- und Talbahn treiben, aber mit verzweifeltem Protestgeschrei. 'Mama, Mama, mamamama'. Hände nach mir strecken, winken, flehen. 'Mama'. Ich feuere sie an, rede ihr zu. 45 min hat sie für 2 Meter gebraucht. Und war am Ende sichtlich erleichtert und erschöpft.
Zuhause hat sie sich dann geweigert, die Türschwellen in unserer Altbauwohnung zu nehmen. Lag greinend davor, war durch nichts zum drüberrobben zu bewegen. Die Therapiesitzung hat sie wohl als äusserst negative Erfahrung abgespeichert. Kaum komme ich zu ihr, 'Los, Lola, komm in die Küche. Essen, essen': nur weinen und flehen und hilfloses Arme-Ausstrecken. Wo sie die Schwellen doch nun seit zwei Monaten ohne grosse Probleme überklettert. Kaum hab ich sie alleine gelassen, mit einem attraktiven Spielzeug auf der anderen Seite der Schwelle, war diese aber kein so grosses Problem mehr. Schwups hatte sie sich hochgezogen. Das ist wohl so eine Blockade, so eine Verweigerung, von der ich schon andernorts mal gelesen hatte. Auf zu hohen Erwartungsdruck mit Abwehr reagieren. Dann eben lieber gar nicht. Na super, da haben wir den Salat.
Wie kann ich sie denn nur dazu motivieren, selbst, aus eigenem Antrieb mal ein paar Hindernisse zu nehmen? Was kann ich ihr nur anbieten, damit sie einfach mal die Beine zur Hilfe nimmt und sich hochstemmt? Wie kann ich ihr denn einmal ein paar positive Erfahrungen geben, damit sie von sich aus Mut bekommt und sich selber trainiert? Sie kann doch nicht ewig am Boden krauchen. Die anderen Kinder ihres Alters rennen ihr alle davon und sie liegt selig auf der Wiese und blättert in Zeitschriften und guckt sich Bilder an. Oder ist sie gerade einfach auf dem Sprachtrip und will sich einfach nicht bewegen? Kann das so ausschliesslich sein? Bin ich zu ungeduldig?
7 Kommentare:
Hallo Amelie,
wollte dich eigentlich anrufen, aber nun finde ich deine Nummer nicht. Planänderung für morgen! Ich kann am Nachmittag nicht, da ich Eddy als Mittagskind abholen muss. Eigentlich wollte ich ihn morgen erst gar nicht schicken, da er im Kindergarten schlecht drauf war, stark erkältet ist und wohl anzeichen von Ohrenschmerzen zeigte. Zu Hause konnte ich aber außer der Erkältung nichts beobachten, deshalb schicke ich ihn morgen erstmal. Mein Vorschlag: 10.00 Uhr im Annas auf nen Kaffee? Ich werde, wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt, da sein. (Muss aber 10.45 Uhr wieder verschwinden) LG, Julia
Hallo Ihr Vier,
ich verbringe nun schon den ganzen Abend auf Eurem Block und freue mich diebisch über all diese tollen, interessanten und wohl auch schwierigen Geschichten. Es ist ein volles und tolles Leben.
Lola hat doch alle Zeit der Erde zu laufen und sie wird es, ganz sicher!!!
Laßt es Euch gut gehen, Liebe Grüße, Max, Nina und Gunnar aus Sprockhövel (man soll es nicht glauben, ab da leben wir nun) gunnar_sponer@hotmail.com
Hallo Amelie,
echt witzig, bei uns ist es ähnlich, natürlich in einem anderen Stadium: Benjamin ist total damit beschäftigt, die Welt zu bestaunen. Aber bewegen bzw. sich zu etwas hinbewegen oder so bewegen, dass mal motorische Weiterentwicklungen passieren Fehlanzeige. Er muss nicht unbedingt etwas greifen - anschauen genügt. Mir ist es schleierhaft, wie man ihn aus der Reserve locken soll, wenn es ihm reicht alles zu bestaunen. Keine Ahnung! Er geht da halt den Weg des geringsten Widerstandes und die Motivation weiterzukommen ist nicht gerade hoch. Naja, vielleicht wirds irgendwann mal besser :-)
Grüße
Bettina
Ich glaub da macht es irgendwann KLICK und sie wird merken, dass es anders viel einfacher geht.
Eigentlich kann ich dir hierzu nur schlaue Sprüche schreiben, denn unsere Emelie hat das ja alles noch vor sich.
Ich schaue sehr gerne in deinem Blog vorbei. Du beschreibst alles so ausführlich, das ist wirklich sehr hilfreich. Ich freue mich auch immer, wenn Lola was neues kann, ich fieber sozusagen mit. :)
Liebe Grüße
Sophia
Tja, Amelie...ich glaube, ich muss dazu nicht viel sagen, oder? ;-). Also von aussen betrachtet kann ich "ganz leicht" sagen: gib Lola einfach Zeit, sie ist im Moment mit anderen Dingen beschäftigt, die sie mehr interessieren und ihre gesamte Aufmerksamkeit fordern...ich glaube, wir können die Kinder nur in ihrem eigenen Rhythmus unterstützen und müssen das akzeptieren. Das allerwichtigste aus meiner Sicht ist doch, dass sich die Kinder wohlfühlen und Interesse zeigen. Und das tun sie ja, nur nicht immer zeitpunktgenau für all die Punkte, die wir für sie "vorgesehen" haben. Ich glaube, dass für uns der Lernprozess mindestens genau so schwierig ist, wie für die Kleinen...
Offen bleiben, staunend beobachten und den Kontrollzwang ein wenig ablegen, das habe ich mir fest vorgenommen.
In diesem Sinne, ganz liebe Grüße
Maria
cLiebe Amelie,
ich find Deinen Blog auch so toll, dass ich fast jeden Tag mal reinschaue...
Ich hatte hier auch so einen "Sprach"künstler, der vom Sprechenlernen so eingenommen war, das motorisch nix Neues lief. Drumrum die Gleichaltrigen rannten ihm davon, sprachen aber viel weniger.
Ich glaub, das sind mal wieder alles Phasen und es geht halt -manchmal - nicht so viel gleichzeitig und nebeneinander.
Ganz liebe Grüße von der Nordsee
Kerstin
liebe Amelie
Ich kann deine Fragen, Gedanken sooooo gut verstehen. Unser Enea ist nun schon drei Jahre alt und in vielem, was du mit Lola erlebst, erkenne ich ihn (unsere Situation) wieder. Ausser leider beim Essen!!!!
Ich denke sehr ähnlich wie Maria.Das Wohlfühlen ist mir auch sehr wichtig. Und doch müssen wir uns immer wieder neue Ziele stecken und der Weg dorthin führt bei Enea immer mal wieder über Widerstände, vermeintliche Rückschritte. Vermeintlich daher, weil ich früher - oft auch für meine Ungeduld später - dann eben doch die Erfolge sehen durfte.
Der Weg mit meinem besonderen Sohn ist für mich ganz oft ein Lernprozess, der mich immer mal wieder an neue Grenzen führt......und das nach 7 Regelkindern!
Aber es ist ein grossartiger Weg und ich bin zutiefst dankbar, darauf gehen zu dürfen!
Viele schöne Erlebnisse und Durchhaltekraft wünsche ich dir!
Christina aus der Schweiz
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