Der Gang durch unseren 'kleinen Garten' hat mir heute eine Einsicht geschenkt. Über die ich schon so oft gelesen, die ich aber noch nie begriffen hatte.
Seit Wochen schon scheint er zu schlafen, unser Garten. Die Blätter sind voller Kristalle. Die letzten Wasserpfützen sind zu Eis gefroren.
Die Erde ruht unter einer Decke von Mulch aus liebevoll zerschredderten Gartenabfällen. Die im nächsten Jahr wieder zu Erde werden.
Ich bin traurig, dass es hier für mich nichts mehr zu tun gibt. Denn das regelmäßige Arbeiten im Garten hat sich in den vergangenen Monaten als ein wahres Geschenk erwiesen.
Die Erde auf dem Gemüseacker hacken, den wilden Löwenzahn aus der Erde ziehen, die Rosen beschneiden.
Tagtäglich ging ich unseren 'kleinen Garten', wie ihn die Kinder liebevoll nennen. Steckte die Hände in die Erde, atmete erst die heisse, dann die warme, irgendwann die kalte Luft. Und meine Seele kam zur Ruhe.
Umso tragischer, dass nun die Pflanzen und die Erde zur Ruhe gekommen sind und für meine aufbrausende, unruhige und suchende Seele sich kein erdender Halt mehr bietet. Keine Aufgabe.
So dachte ich.
Heute ging ich hin, zu unserem Garten. Und schaute einfach die Pflanzen an, wie sie da ruhen.
Das Tränende Herz, das gestern noch seine leuchtend roten Blüten über den Weg hängen liess, ist ganz verwelkt. Und ich werde die Ruten wohl abschneiden müssen.
Die Rosen sind zu Hagebutten geworden. Doch sie zu schneiden, kann ich nicht übers Herz bringen. Sollen ihre Früchte gedeihen.
Der Hibiskus trägt auf einmal eine dicke Kapsel voller Samen, die mir unter dem Laub nie aufgefallen war.
Aber da.
Die Schwarze Johannisbeere scheint in wenigen Tagen hunderte von Knospen gebildet zu haben.
Auch am Fusse der Fetten Henne, deren buschige Blütendolden den Herbst über unser Wohnzimmer geschmückt haben, lugen neue grüne Keime hervor.
Überall bilden sich die Anlagen für neue Blüten und Triebe.
Und ich dachte, der Garten schläft. Die Natur ruht.
Aber nein.
Alles sammelt sich für das nächste Frühjahr.
In der Kälte und der Ruhe bildet sich heran, was in der Wärme und der Sonne Blüten bringen und Früchte tragen wird.
So soll es wohl sein.
Wenn es im Außen zur Ruhe kommt und sich die Säfte zusammen ziehen, ist es Zeit, dass Neues wachsen kann.
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